Ich war mal wieder in Wien. Mit dem Gatten sowie unseren fantastischen Freunden Eva und Thomas. Zusammen bilden sie meine absolute Lieblingsreisegruppe. Wir ergänzen uns in der Freude an Kultur – ob alt oder neu -, wir genießen die Wiener Küche mit Backfleisch aller Art, den österreichischen Wein und Manner-Waffeln.
Nach einer Woche sind die Bäuche deutlich dicker, die Schuhsohlen dünner und das Portemonnaie leerer. Und unsere Köpfe sind randvoll gefüllt mit echten Bildern, von Baselitz über Klimt bis zu Tizian und Rubens. Kopfbilder sowie echte Fotos habe ich auf dem Zentralfriedhof gesammelt.
In Wien wird nicht einfach gestorben. Das Ab-Leben wird gefeiert.
Der Wiener Zentralfriedhof ist für alle da: Ob Johann Strauß (der mit der blauen Donau), Brahms, Udo Jürgens, Manfred Deix oder die einfachen Leute aus der Vorstadt. Die haben natürlich nicht so ein bombastisches Grab, aber dafür sind sie fast immer geschmackssicher. Sie sind alle beieinander, wenn auch nicht nebeneinander. Alle tot.
Manfred Deix, ein österreichischer Karikaturist, hat sich hier mit einer rauchenden Katze selbst ein Denkmal geschaffen.
Manche Grabmäler sind riesig, bei einigen steht nur ein einfacher Stein. Aber für uns, die wir durch diese einzigartige Nekropole spazieren, sind alle diese Erinnerungen Anlass für morbide Überlegungen: „Willst du verbrannt werden?“ „Brauchst du einen Grabstein oder tut es auch eine Plakette am Baum?“
Und auf einmal ist der Tod uns ganz nah. Ich habe fast das Gefühl, er freut sich über unsere Aufmerksamkeit und das Interesse. Hier in Wien gibt er sich besonders viel Mühe, attraktiv daherzukommen. Natürlich kommt hier der Ausdruck „A schene Leich`“ her. So heißt in Wien ein schöne Beerdigung.
Ohne Frauen käme auch der Tod nicht aus. Nicht mal in Wien.
Sie sitzen als elegante Engel auf dem Grab und sind traurig. Ihre Blicke scheinen manchmal direkt in die Erde zu sehen. Oft zieren sie die Ruhestätte eines wichtigen Mannes und dann blicken sie zu ihm auf. Sie tragen steinerne Schleier und trauern bis in alle Ewigkeit.
Ich stelle mir dann vor, wie ein junger schöner Mann mit einem fließenden Gewand auf dem Marmor zur strahlenden Schönheit hochsieht. Wohl eher nicht. A scheens Mentscherl muss es sein. Nur der Deix, der hat a Katzn aufm Grab.
Rund 3 Millionen (!) Menschen liegen allein auf dem Wiener ZentralfriedhofUnd er ist nicht nur unglaublich groß, sondern auch wunderschön. Und es gibt sogar einen Andenkenshop. Da muss ich morgen nochmal hin, das habe ich heute nicht geschafft.