Spiritual Care?

Ich habe in der gesamten letzten Septemberwoche eine Weiterbildung gemacht. Eigentlich wollte ich eine Ausbildung zur Trauerbegleiterin machen, aber da gibt es im Moment nichts Passendes für mich in Köln. Meine liebe Freundin Anke hat mich auf ein Angebot für „Spiritual Care“ aufmerksam gemacht und ich vertraue ihr. Sie hat einen guten Instinkt und der hat sie auch in diesem Fall nicht getrogen.

Aber zunächst möchte ich den Begriff erklären. Wer englisch kann, stellt sich schnell etwas darunter vor.

Spiritual Care ist nicht an eine Konfession gebunden.

Doch so einfach ist es nicht. Und vor allem ist Spiritual Care nicht eindimensional zu verstehen.

Was ist denn Spiritual Care?

Der Begriff stammt aus der Palliativ Care und bezeichnet den Aspekt der Pflege schwerkranker und sterbender Menschen, der sich mit deren ganz persönlicher Spiritualiät befasst. Das muss nicht mit einem christlichen oder anderen Glauben zu tun haben. Die Diakonie Hamburg beschreibt es so:

Mit Spiritual Care gibt es eine noch junge Disziplin, die Fachkräfte (in der Pflege, Anm. der Autorin) unterstützt, einen aufmerksamen Blick für den ganzen Menschen, seine Biographie und seine spirituellen Bedürfnisse einzunehmen. Es gibt hierzu inzwischen einige Lehrstühle an Universitäten und auch in Fortbildungsprogrammen hat das Thema Konjunktur. /…/ Für die einen ist Spiritual Care ein interdisziplinär angelegtes Konzept für eine ‚Spirituelle Begleitung‘ im Bereich der palliativen Versorgung. Für andere ist es ein neues Fachgebiet in der Humanmedizin oder eine aktuelle Variante von Klinik- und Altenheimseelsorge. 

Ich arbeite als Trauerrednerin zwar nicht in der Pflege und gläubig bin ich auch nicht. Aber ich bin sehr offen für spirituelle Themen und das wiederum hilft mir in den Trauergesprächen, die ich mit den Angehörigen führe.

Das Gesicht einer Ganesha-Statue

Spirituelle Trauergespräche?

Eigentlich ist jedes Gespräch, das ich im Vorfeld einer Beisetzung führe, spirituell. Manchmal erleben die Angehörigen den Tod eines lieben Menschen sehr bewusst und nehmen ihn mit ihren Sinnen deutlich wahr. Sie spüren die Veränderung während des Sterbens und empfinden sie in den wenigsten Fällen als bedrohlich. Viele haben das Gefühl, dass ihr verstorbener Mensch noch bei ihnen ist und erleben das als sehr tröstend. Sie suchen sich so mithilfe spiritueller Bilder einen Weg in die Trauer, die wichtig ist und die jetzt beginnen kann.

Aber auch mir helfen spirituelle Vorstellungen, innere Analogien, um den Angehörigen Kraft und vielleicht auch Trost zu geben.

Wie lernt man das?

Es gibt kirchliche, bzw. konfessionelle Anbieter, bei denen sich Pflegefachkräfte und Palliativärzt:innen weiterbilden können. Hier in Köln gibt es meines Wissens das einzige, nicht konfessionelle Angebot. Welch ein Glück für mich.

Der Verein, der dies anbietet, heißt Unergründlich e. V. Dieser Verein bietet soziale und psychologische Beratung, z. B. in der Sterbe- oder Trauerbegleitung oder anderen existenziellen Krisensituationen.

Eine wunderbare Woche – und das ist erst der Anfang

Beim Seminar gab es sogar „animalische Begleitung“ durch Hündin Cheetah.

 

Ich muss zugeben, ich hatte erst ein bisschen Sorge, dass es doch sehr um Gottesglauben geht. Da hätte ich nicht mithalten können. Doch es war eines der inspirierendsten Seminare, die ich je gemacht habe.

Die anderen Teilnehmer:innen kamen alle aus der Palliativpflege oder waren ehrenamtliche Sterbebegleiter. Es war eine wunderschöne, offene Atmosphäre. Wir haben gegenseitig voneinander profitiert. Ich habe viel über mich gelernt und wie ich in meiner Tätigkeit als Trauerrednerin spirituell agieren kann, ohne selbst gläubig zu sein.

Das Ganze geleitet von zwei wunderbaren Dozenten, die sich noch eine Psychoonkologin und eine Supervisorin dazugeholt haben. Der „Familienhund“ war die ganze Zeit dabei, was mich sehr entspannt und gefreut hat. Ein wunderschöner kleiner Garten direkt am Seminarraum half uns, in den Pausen Luft zu holen. Selbstgekochtes vegetarisches Essen war nicht nur absolut lecker, sondern auch sehr hilfreich, um in der eigenen Kraft zu bleiben. Denn auch, wenn wir viel gesessen haben, war es ziemlich anstrengend. Das Gehirn verbraucht eben auch eine Menge Energie.

Ich will gar nicht zu sehr ins Detail gehen, denn vieles war auch sehr persönlich. Ein geschützter Raum für alle Beteiligten.

Im kommenden April geht es mit einer zweiten Woche weiter, dazwischen gibt es Treffen und supervisorische Begleitung.

 

Für meine Arbeit fühle ich mich jetzt schon gestärkt, inspiriert und noch ein Stück neugieriger auf das, was Worte der Trauer bewirken können. Dafür bin ich unglaublich dankbar.

Wer Fragen dazu hat, kann mich sehr gerne jederzeit kontaktieren!

Ein schöner Ort für Spiritual Care

 

Hier zusammengefasste Infos zum Thema:

www.unergündlich e. V.

https://spiritualcare.de/

https://sinnundgesellschaft.de/was-bedeutet-spiritual-care-in-medizin-und-pflege/

https://hfph.de/hochschule/lehrende/prof-dr-med-eckhard-frick-sj/spiritual-care/frick_sc_pflege.pdf

https://de.wikipedia.org/wiki/Spiritual_Care

 

 

 

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