Seit meiner ersten Trauerrede habe ich viel gelernt – ich habe trauernden Menschen zugehört und sie begleitet, einiges über die Gestaltung von Trauerreden und -zeremonien erfahren und engagierte sowie mitfühlende Bestatter:innen kennengelernt. Jetzt hat „wer du warst“, die Kölner Agentur für Trauerredner:innen mir geholfen, mein Repertoire zu erweitern – mit meiner ersten Masterclass!
Ich fand die Idee einer Agentur für Trauerredner:innen so toll, dass ich mich gleich nach meiner Ausbildung dort gemeldet habe. Natürlich ist es auch eine gute Möglichkeit, sich zu präsentieren und in den Workshops weiterzubilden. Mir hat aber besonders gut gefallen, dass es den Angehörigen und Bestatter:innen auf diese Art leichter gemacht wird, die passenden Menschen für ihre Trauerfeiern zu finden. Denn wer sich für eine freie Trauerzeremonie entscheidet, möchte eben gerade KEINE Rede von der Stange, bei der nur der Name und die Lebensdaten ausgetauscht werden.
Und wie in jedem anderen Beruf ist die gute Ausbildung eine wichtige Basis. Doch die gelernten Fähigkeiten und Techniken weiterzuentwickeln, macht den Unterschied.
Trauerreden „State of the Art“
Was heißt das eigentlich? Wikipedia sagt dazu: Mit dem Ausdruck state of the art bezeichnet man im englischen Sprachraum den aktuellen Entwicklungszustand einer Technologie oder eines Produkts. Er entspricht weitgehend der deutschen Ausdrucksweise „Stand der Technik“.
Das trifft es sehr gut, denn mir ist es auch wichtig, immer auf dem neuesten Stand zu sein und Reden bestmöglich zu gestalten. Dazu gehören zum Beispiel Schreibtechniken: Wie schreibe ich eine Trauerrede so, dass die An- und Zugehörigen gestärkt und getröstet werden? Dass sie nach der Trauerfeier beginnen können, ihr neues Leben ohne diesen einen Menschen zu leben.
Darüber habe ich in meinem ersten Workshop bei „wer du warst“ viel Neues erfahren. Ich bin so glücklich darüber und fühle mich sehr inspiriert. Diese Sicherheit neuer und guter Techniken spüren die Zuhörer:innen in meinen Reden. Ich habe einen großen „Fundus“ an Möglichkeiten, den verstorbenen Menschen und sein oder ihr Leben genau so zu erzählen, wie es ihm oder ihr gefallen hätte.
Konkurrenz? Nix da!
Es ging allen Teilnehmerinnen darum, dass sie mit den neuen Techniken mehr Raum haben, Trauerzeremonien individuell zu gestalten und die besten Trauerreden zu halten.
Konkurrenzgedanken hatten keinen Platz, denn wir handeln eigentlich alle nach dem Motto:
Jeder Mensch hat eine schöne Zeremonie verdient.
Wir haben uns gegenseitig Tipps gegeben, einzelne Reden ausgetauscht und von unseren Erfahrungen berichtet. Ich danke euch dafür, Ladies!
Und das gilt auch und ganz besonders für Mel und Carina, die beiden Gründerinnen von „wer du
warst“. Zwei tolle Frauen. Sie sind hochprofessionell und innovativ. Sie sind absolut authentisch und haben es mühelos geschafft, mir etwas beizubringen und mich zu inspirieren.
Ich werde weitere Workshops besuchen. Darin geht es beispielsweise um Sprechtraining, also etwas sehr Praktisches. Wichtige Themen sind aber auch der Abschied von Sternenkindern oder nach einem Suizid. Denn da fallen uns auch nicht automatisch die richtigen Worte in den Schoß. Wir wollen gut vorbereitet sein. Und es ist mir und meinen Kolleg:innen wichtig, auch in solchen besonders schwierigen Situationen genau die passende Trauerrede zu halten,
Trauer ist eben mehr als nur traurig sein
Für mich ist es sehr wichtig, einen verstorbenen Menschen zu würdigen. Ihn oder sie mit allen Facetten, mit allen guten Eigenschaften und kleinen Macken liebevoll darzustellen. Und ich möchte auch den trauernden An- und Zugehörigen etwas geben. Wirklicher Trost ist immer ein bisschen schwierig, denn die Trauer schwindet nicht so schnell. Mir geht es um Kraft, Zuversicht und den Blick nach vorn. Denn die Welt hat sich durch den Tod eines geliebten Menschen oft sehr verändert. Angehörige stark zu machen, diese neue Welt zu betreten, ist eines meiner Ziele in meinen Beruf als Trauerrednerin. Mit diesen Workshops und dem Austausch darin komme ich diesem Ziel noch näher.