Keine Angst: Sich jetzt schon zu überlegen, wie man bestattet werden möchte, bedeutet nicht, dass man bald stirbt. Im Gegenteil! Denn man muss schon sehr lebendig sein, um sich damit zu beschäftigen!
Es gibt bei uns einige Möglichkeiten, sich bestatten zu lassen. Als ich klein war, in den 1960er Jahren, gab es nur die Erdbestattung. Man suchte sich einen Sarg aus und in dem wurde der Leichnam auf dem örtlichen Friedhof beerdigt, fertig. Bis der Körper verwest ist, kann es 20 oder 30 Jahre dauern.
Zum Glück hat sich seitdem einiges geändert. Um es salopp zu formulieren: Die Urne ist auf dem Vormarsch. 2021 waren rund 77% aller Bestattungen Urnen- oder Feuerbestattungen. Das hat mich wirklich erstaunt. Der Leichnam wird in speziellen Krematorien verbrannt und die Urne dann bestattet.
Aber es gibt noch weitere Alternativen zur klassischen Beerdigung im Sarg: Zum Beispiel die Wald- oder Baumbestattung. Dabei wird die Asche in einer biologisch abbaubaren Urne in einem sogenannten Ruheforst oder einem Friedwald unter einem Baum begraben. Dabei entfällt komplett die Dekoration, denn das soll die Natur übernehmen. Lediglich ein kleines Metallschild am Baum markiert die Ruhestätte.
Die Bestattungskultur verändert sich
Eine eher neue Form ist die sogenannte Tree of Life-Bestattung. Dafür wird die Asche des Verstorbenen ins Ausland überführt, zum Beispiel in die Schweiz oder die Niederlande. Dort wird sie mit einem Nährboden vermischt. In diese Mischung wird ein junger Baum gesetzt und sobald er groß genug ist, bekommen die Angehörigen diesen kleinen Baum. Er kann dann an jeden Ort gepflanzt werden, sogar in den eigenen Garten. Eine legale Möglichkeit, die Friedhofspflicht zu umgehen.
Das kann man auch mit einer Seebestattung. Voraussetzungen dafür sind die Kremierung sowie der Nachweis, dass der oder die Verstorbene eine besondere Beziehung zum Meer hatte.
Kein Witz: die Kompostierung
Natürlich gibt es für diese Art der Bestattung einen schöneren Namen. Die Re-erdigung kommt (natürlich) aus den USA. Die Idee dahinter ist so simpel, dass man sich wundert, warum bisher noch niemand drauf gekommen ist: Der Körper wird in eine Truhe aus Metall, einen Kokon gelegt. Er liegt auf einem Bett aus Stroh und Blumen. Durch ideale Bedingungen und ganz natürliche Zersetzungsprozesse verwandelt sich der Leichnam innerhalb von 40 Tagen in Erde. Diese Erde kann dann in das Grab gebracht und auf traditionelle Weise bestattet werden. In einem Beitrag des Deutschlandfunks vom März 2022 erfährst du mehr Details zur Reerdigung. Hier klicken!
Mein persönliches Fazit
Wie so viele Menschen finde ich die Vorstellung, Jahrzehnte in einem Sarg unter der Erde langsam zu verrotten, nicht schön. Eine Verbrennung dagegen ist mir viel zu schnell und aggressiv. Als ich dann von der Reerdigung hörte, war ich begeistert. Was für eine schöne Idee, dass der Körper zu Erde wird, auf der neues Leben wachsen kann.
Es wird auch kein Holz für den Sarg benötigt, es entstehen keine Emmissionen wie beim Verbrennen und es funktioniert ohne Energie. Außerdem hilft die Reerdigung, die Friedhöfe als gemeinschaftlichen Ort der Trauer zu erhalten.
Ich kann mich gut daran erinnern, wie meine große Verwandtschaft sich sonntags oder zu Feiertagen am Grab meiner Großeltern traf. Alle standen zusammen, es wurde ein Vaterunser gebetet und dann erzählten sich die Onkel und Tanten die aktuellen Neuigkeiten. Wir Kinder mussten regelmäßig eingefangen werden, weil wir zwischen den Grabsteinen Fangen spielten.
So schön ich auch die Vorstellung finde, unter einem Baum im Wald zu liegen – ich möchte, dass auch alte Verwandte später problemlos mein Grab besuchen können und nicht erst in einen Ruheforst gebracht werden müssen.
Gemeinsam trauern, miteinander reden, sich begegnen und die Vergänglichkeit spüren. Das geht nur auf einem Friedhof.
Und wenn ich dann wirklich mal zu Erde geworden bin, lasse ich auf meinem Grab schöne Blumen und Kräuter wachsen. Versprochen!
Hast du dir schonmal überlegt wie du bestattet werden möchtest? Was ist dir wichtig? Oder überlässt du das deinen Angehörigen? Ich freue mich über Ideen, Gedanken und Pläne für die Zeit… danach.